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Dummdom: Mehr Schein als Sein


Disclaimer: Bei dem Begriff “Dummdom” handelt es sich um ein Wort, welches in der BDSM-Szene offline wie online geläufig ist. Dieser Artikel soll erklären, wer und welche Verhaltensweisen gemeint sind. Gleichzeitig empfehlen wir von Deviance die Verwendung dieses Begriffes jedoch nicht, da er Menschen mit Einschränkungen und/oder Intelligenzminderung abwertet, indem er unangemessenes Verhalten unterstellt.


Wer oder was ist ein Dummdom?

Der Begriff “Dummdom” bezeichnet abfällig dominante Personen, die sich nicht wirklich mit den grundsätzlichen Werten, wie beispielsweise SSC oder überhaupt dem hohen Maß an Verantwortung, welches die Rolle einer oder eines Dom mit sich bringt, des BDSM beschäftigt haben. Andere Worte für Dummdom sind beispielsweise “Möchtegern-Dom” oder “Frischfleischjäger”, im englischen auch “bad dom” oder “fake dom”.

Auch wenn es sogenannte Dummdoms auf beiden Seiten gibt, scheint es, dass sich besonders oft Herren der Schöpfung mit diesem Titel auszeichnen. “Schuld” hat daran weniger das Geschlecht, sondern gesellschaftliche und kulturelle Fehlprägungen und Rollenbilder, von denen Männer besonders häufig betroffen sind.

Gemeinsam ist allen Dummdoms – unabhängig vom Geschlecht – der Missbrauch der ihnen verliehenen Macht.

Abgrenzung zu Doms

Ein:e gute:r Dom ist sich ihrer Verantwortung bewusst, beobachtet die Reaktionen der unterwürfigen Person genau und handelt dementsprechend. Die Grenzen des submissiven Partners werden geachtet und respektiert, mit liebevoller Führung und gebotener Strenge führt er oder sie den unterwürfigen Part an seine Grenzen und im konsensuellen Rahmen darüber hinaus.

Er oder sie erzwingt nichts, zeigt der anderen Person zu jeder Zeit, die Kontrolle zu haben und sich das Vertrauen der unterwürfigen Person verdient zu haben. Nach einer Session kümmert sich ein:e Dom um seine:n beziehungsweise ihre:n Sub, fängt die Person auf und gibt ihr Stärke und Halt.

Der oder die Dom ist über die Praktiken und Techniken, die er oder sie benutzt, informiert, sich der dazugehörigen Risiken bewusst und achtsam darauf vorbereitet, im Falle eines Falles entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einleiten zu können und einen Drop aufzufangen.

Bei Dummdoms finden wir diese Attribute nicht. Einvernehmlichkeit ist ihnen nicht wichtig. Sie sind darauf aus, ihre eigene, oft pervertierte Vorstellung von Macht durchzudrücken, ohne auf Risiken oder Befindlichkeiten der anderen Person zu achten. Sie ignorieren Risiken und Grenzen, arbeiten viel mit emotionaler Erpressung und Druck. Ob dies aus Unwissenheit oder in manipulativer Absicht geschieht, ist unterschiedlich.

Ist diese Art von Menschen gefährlich?

Das Synonym “Frischfleischjäger” kommt nicht von ungefähr, denn gerne suchen sich die sogenannten Dummdoms unerfahrene Anfänger:innen aus, um ihren Willen durchzusetzen. Dadurch können sie gerade bei Neulingen viel zerstören und bringen die gesamte Szene mit ihrem Verhalten in Verruf.

Da sie häufig auch zu Praktiken greifen, deren Risiken sie sich nicht bewusst sind, können beim Spiel ernsthafte Verletzungen entstehen. Dazu gehören zum Beispiel unsachgemäße Fesselungen, Schläge an ungeeignete Körperstellen oder in falscher Intensität und, was besonders fatal ist, psychischer Missbrauch und emotionale Erpressung. Sie fangen Subs nach einem Absturz nicht (ausreichend) auf.

Der oder die Dummdom sind also gefährlich, rufschädigend und in der Szene unerwünscht.

Wie erkenne ich eine solche Person?

Es gibt Sätze, die eine:n Dummdom relativ schnell entlarven und bei denen sofort die Alarmglocken schrillen sollten.

  • “Ein:e richtige:r Sub macht das aber”
  • “Ich bestehe auf Analsex, wenn du das nicht möchtest, werde ich es dir schon beibringen.”
  • “Das darf kein Tabu sein.”
  • “Du brauchst kein Safeword / Zeichen.”
  • “Du hast nicht das Recht, (hier Praktik einfügen) abzulehnen”
  • “Wer sich nicht fesseln lassen möchte, ist nicht submissiv.”
  • “Du musst aber…”
  • “Du darfst mit niemandem darüber reden, was wir machen.”
  • “Ich werde dich nicht toppen, wenn du dich covern lässt.”

Diese Sätze sind nur beispielhaft und die Liste ließe sich wohl endlos erweitern. Was (hoffentlich) deutlich wird: Jemand, der nicht bereit ist, über Risiken zu sprechen, Grenzen zu akzeptieren, wer Druck aufbaut und Limits ignoriert, der oder die ist kein:e richtige:r Dom. Gebt acht, mit wem ihr euch zum spielen trefft. Seid achtsam und vorsichtig. Besteht auf ein Cover, besonders zu Beginn einer Spielbeziehung. Holt euch Rat bei erfahrenen Kinkstern, wenn ihr euch unsicher seid. Vertraut eurem Bauchgefühl. Mehr Informationen zum Thema Sicherheit findet ihr hier.

Wie verhalte ich mich, wenn mir so jemand begegnet?

Sucht gerne den Dialog mit einer Dummdom-Person, sensibilisiert ihn oder sie für BDSM-Prinzipien, angemessenes Verhalten und den Eindruck, den er oder sie vermittelt. Damit helft ihr nicht nur der ein oder anderen aus Unwissenheit handelnden Person auf die Sprünge, sondern schützt auch andere. Sollte sich jemand als uneinsichtig erweisen, bleibt nur, das unmittelbare Kink-Umfeld von dieser Person in Kenntnis zu setzen, um andere zu schützen.