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STI und STD Teil V: Safer Sex und BDSM

Sicherheitsbestimmungen begegnen uns überall, besonders im BDSM. Es fängt beim Kennenlernen an und hört nicht erst bei gefährlichen Praktiken auf. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist dabei natürlich auch die Sicherheit bei sexuellen Handlungen selber, um sich und andere vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Zwar lernen wir schon in der Schule, was Safer Sex ist, vieles jedoch deckt Praktiken und Grenzfälle bei BDSM-Praktiken ab.

Warum heißt es eigentlich Safer Sex oder Safe Sex?

Die meisten Menschen haben eine sehr lose Definition von “Safer Sex”, Hauptsache irgendwas ist eingetütet. Während beim analen und vaginalen Geschlechtsverkehr noch häufig zum Kondom gegriffen wird, so wird Oralverkehr oft ohne Schutz ausgeübt und auch beim Einsatz von Spielzeug wird weniger oft zum Latex gegriffen. Viele glauben es reiche aus, beim Oralverkehr kein Sperma oder Periodenblut zu schlucken, dabei können Krankheiten auch ohne Schlucken dieser Körperflüssigkeiten übertragen werden.

Safer Sex beschreibt in der Regel Geschlechtsverkehr mit physischen Barrieren, welche bisher als die am besten schützenden Verhütungsmethoden gelten: Kondome, Femidome, Lecktücher und Latexhandschuhe zum Beispiel. Diese bieten die geringste Wahrscheinlichkeit, für eine Infektion mit einer STI oder STD.

Manche verstehen unter Safer Sex auch, dass der Kontakt mit Körperflüssigkeiten vermieden wird oder zumindest mit den jenen, welche erwiesenermaßen die höchste Konzentration von Krankheitserregern haben. Ihr seht: Es gibt verschiedene Abstufungen von “safer”.

Risk Awareness

Vollkommen sicher im Sinne von “safe” sind wir jedoch weder mit Barrieren, noch wenn wir stattdessen oder zusätzlich den Kontakt mit Körperflüssigkeiten vermeiden. Aber immerhin “safer”, also so sicher wie man es eben sein kann. Aus diesem Grund bevorzugen manche Menschen den Begriff “risk aware” statt “safer”, da eben keine Maßnahme endgültig sicher ist.

SSC und Safer Sex

Eine gute Orientierung für Safer Sex im BDSM bietet das SSC-Prinzip, welches für “safe, sane and consensual”, übersetzt “sicher, vernünftig und einvernehmlich” steht. Im Rahmen dieses Konzepts werden neben Präferenzen und Grenzen auch Verhütung und Sicherheitsmaßnahmen besprochen und alle die bekannt sind auch ergriffen. Am besten werden gemeinsame Rituale und Regeln zu Schutz, Reinigung und korrekter Handhabung von Situationen und Eventualitäten erarbeitet.

Safer Sex: Aber womit?

Wie schon erwähnt, sind physische Verhütungsmittel die erste Wahl. Diese Mittel verringern die Wahrscheinlichkeit sich bei sexuellen Handlungen mit einer STI oder STD anzustecken und auch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Hier ein Überblick über die gängigsten Barrieren.

Kondome    

Klar, wer kennt sie nicht: Kondome sind nach der Pille die häufigste Verhütungsmethode und gelten nach wie vor als die sicherste Verhütungsmethode. Im Grunde handelt es sich dabei um einen Latex- beziehungsweise Kunststoffschlauch, der über einen Penis gestülpt wird und so den direkten Kontakt und Flüssigkeitsaustausch zwischen Penis und der jeweiligen Körperöffnung verhindert. Dabei sollten sie nicht nur über das menschliche Glied, sondern auch über Sexspielzeug und andere Gegenstände, die eingeführt werden, abgerollt werden und vor allem auch beim Oralsex benutzt werden.

Kondome von Lelo.
Quelle: Rosy Care

Kondome gibt es aber aus den verschiedensten Materialien und in vielen verschiedenen Größen und Geschmacksrichtungen, sowie mit verschiedenen Oberflächen. Wie sicher sie wirklich sind, hängt immer von der richtigen Anwendung ab.

Das Femidom

Das Femidom ist ein Kondom für Vulvabesitzer:innen. Es ist quasi das Gegenstück zum Kondom, eine dünne Kunststoffhülle, die sich an die Innenwand der Scheide wie eine zweite Haut anpasst. Es ist die einzige Verhütungsmethode, mit der die Vagina als Ganzes und somit Besitzer:innen sich selbst, vor sexuell übertragbaren Infektionen schützen können, ohne in den Organismus einzugreifen.

Kondome für Menschen mit Vagina.
Quelle: Rosy Care

Während die Einführung, die schon vor dem Geschlechtsverkehr erfolgen kann, etwas Übung braucht, schützt es die Vagina vor allem, was in sie eingeführt wird und damit vor ungewollter Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Infektionen.

Lecktücher

Auf für Cunnilingus und Rimming gibt es ein Barrieremittel: Das Lecktuch. Hierbei handelt es sich um ein dünnes Latextuch, welches über die Vulva oder den Anus gelegt wird und worüber dann Oralverkehr ausgeübt werden kann. Es schützt vor Körperflüssigkeiten, darf jedoch nur einmal, nur von einer Seite und auch nur an einer Körperstelle verwendet werden.

Lecktücher vermindern deutlich das Ansteckungsrisiko für HIV und andere Geschlechtskrankheiten wie Hepatitis B. Die meisten Lecktücher sind geruchlos, es gibt sie aber auch mit Geschmack oder Geruch. Eine Alternative zum Lecktuch kann ein aufgeschnittener Latexhandschuh sein. Diese bieten allerdings nicht denselben Schutz, da sie nicht für diesen Zweck gedacht sind. Klarsichtfolie eignet sich nicht als Alternative.

Latexhandschuhe

Latexhandschuhe, oder auch welche aus Nitril oder Vinyl, sind eine weitere oft unterschätzte Barriere. Sie schützen durch ihre Oberfläche sowohl vor Verletzungen der Schleimhäute durch Fingernägel, als auch der Übertragung von Hautzellen, Schmutz und anderen potenziellen Infektionsherden. Andersrum schützen sie auch die Hände der Träger:innen vor den Flüssigkeiten der Schleimhäute und Körperöffnungen. Da sie keine Flüssigkeiten, weder körperliche noch Gleitgel aufnehmen, sind sie auch bei längerer Penetration angenehm.

Latexhandschuhe.
Quelle: Rosy Care

Handschuhe sollten eng an den Händen sitzen und bis zum Handgelenk reichen. Wer auf ganze Handschuhe verzichten möchte, kann stattdessen Fingerkondome verwenden, zum Beispiel um Gleitgel aufzutragen.

Fingerkondome.
Quelle: Rosy Care

Safer Sex heißt auch, eine saubere Sache daraus zu machen

Neben den physischen Barrieren ist es außerdem noch enorm wichtig, Hände, Gegenstände und Oberflächen erst zu reinigen, dann zu desinfizieren. Zwar kann auch dadurch nie eine hundertprozentige Sicherheit erreicht werden, dennoch wird das Ansteckungsrisiko enrom verringert.

Reinigung alleine reicht oft nicht aus, denn diese schließt noch nicht mit ein, dass eine Oberfläche auch so behandelt wird, dass keine Infektionsgefahr mehr von ihr ausgeht. Die Reinigung beziehungsweise Säuberung geht jedoch dem Schritt der Desinfektion voraus.

Wenn nicht anders angegeben, sollten Flächen oder Gegenstände außerdem auch nach einer Desinfektion noch einmal gründlich mit Wasser nachgereinigt beziehungsweise abgespült werden, wenn sie Schleimhautkontakt hatten (zum Beispiel Dildo, Knebel) oder lange andauernden oder großflächigen Hautkontakt (zum Beispiel Manschetten oder Liegen).

Desinfektionsmöglichkeiten gibt es viele verschiedene, vom Abkochen bis zu den einzelnen Mittelchen, mit einer Vielzahl an chemischen Einstufungen, und Anwendungen.

Generell gilt es, Reinigungs- und Desinfektionsmittel nicht zweckzuentfremden und beim Kauf darauf zu achten, wogegen das jeweilige Mittel tatsächlich hilft. Bei STI-Erregern sollte das Wirkspektrum umfassen: bakterizid, levurozid sowie viruzid, begrenzt viruzid plus oder begrenzt viruzid inklusive Polyomavirus/SV40. Sind diese als Hinweis gegeben, ist das Mittel als Safer-Sex-Desinfektion geeignet.

Achtet auch auf die Sicherheits- und Anwendungshinweise des Herstellers sowie das Haltbarkeitsdatum. Die erforderliche Einwirkzeit ist immer einzuhalten um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Kein Trockenwischen oder Tupfen. Wartet lieber kurz ab, statt Kontamination zu riskieren.

Und nicht vergessen: Nur dort, wo Desinfektionsmittel hinkommt, ist auch desinfiziert. Bei rauen Oberflächen muss also wirklich großzügig und großflächig aufgetragen werden. Einen wirklich ausführlichen Leitfaden zur Desinfektion findet ihr übrigens bei Gentledom.

Möglichkeiten der Desinfektion

Abkochen

“Heißes Wasser tötet alles!” Eine Weisheit, die immer noch Gültigkeit hat. Das Abkochen/ Auskochen in heißem Wasser ist immer noch eine gängige und wirksame Desinfektionsmethode. Übliche Bedingungen sind 100°C für fünf Minuten oder 93°C für zehn Minuten. Am besten nehmt ihr hier ein geeignetes Thermometer zur Temperaturprüfung.

Diese Form eignet sich insbesondere für Metallspielzeuge wie Klammern, Wartenbergräder, Stäbchen, Spekulum und weitere an. Auch einige Silikon-Spielzeuge können ebenfalls mit heißem Wasser desinfiziert werden. Dabei löst sich zum Beispiel der Geruch von analer Anwendung oft besser.

Spielzeug desinfizieren

Spielzeuge wie Dildos, Plugs, Schlagwerkzeug, Knebel oder Klemmen, sollten mit einem schleimhautverträglichen Mittel desinfiziert werden. Desinfektionsmittel (Toy Clean) dieser Art sind hautverträglich, das heißt sie trocknen die Haut nicht aus beziehungsweise reizen sie nicht. Außerdem sind sie verträglich mit Materialien, deren Oberflächen von anderen Desinfektionsmitteln oft angegriffen wird, wie etwa Silikon, Latex, Silikomed und allen Kunststoffen. Dennoch sind sie hocheffektiv gegen Viren wie zum Beispiel das Coronavirus, Herpes und Hepatitis aber auch gegen Bakterien wie Chlamydien und Pilze.

Toy Cleaner.
Quelle: Rosy Care

Oberflächen desinfizieren

Um Oberflächen von Keimen, Bakterien und Viren zu befreien, eignet sich wie der Name es schon sagt ein Oberflächen-Desinfektionsmittel. Vorher wird die betroffene Oberfläche mit einem feuchten Tuch gründlich gesäubert. Dann wird das Desinfektionsmittel aufgesprüht, mit dem Tuch abgenommen und erneut gesprüht. Für die Sprühdesinfektion bieten sich Produkte an, die einen Schaum “versprühen” statt nur einen feinen Nebel.

Oberflächendesinfektionsmittel.
Quelle: Rosy Care

Auch die Wischdesinfektion mit vom Hersteller vorbereiteten getränkten Tüchern ist eine Option.

Desinfektionstücher zur schnellen Reinigung.
Quelle: Rosy Care

Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, verwendet zusätzlich spezielle Laken oder Matratzenschoner, die nach dem Gebrauch entsorgt werden.

Laken, um Oberflächen vor Körperflüssigkeiten und Hautkontakt zu schützen.
Quelle: Rosy Care

Hände desinfizieren

Unsere Hände haben im Alltag den meisten Kontakt zu verdreckten Oberflächen. Daher sollten sie nicht nur nach, sondern auch vor intimem Kontakt gründlich gereinigt werden.

Desinfektionsmittel für die Hände.
Quelle: Rosy Care

Die meisten Hand-Desinfektionsgele, die in der Drogerie erhältlich sind, schützen jedoch nur vor Bakterien, nicht vor Viren. Überprüft also vorher die Hinweise und das Wirkspektrum. Gut geeignet sind ethanolhaltige Desinfektionsmittel, welche einziehen und verdampfen. Fünf Milliliter für etwa 30 Sekunden verrieben reichen meist aus, bei Praktiken, die mit Schleimhäuten zu tun haben, gerne auch 90 Sekunden.

Körper desinfizieren

Während das Desinfizieren der Hände spätestens seit der Corona-Krise doch relativ gängig ist, wird Ganzkörper-Reinigung oft nur mit Duschen assoziiert. Gerade wenn man aber viel ausgeht, Swingerclubs besucht, in fremden Räumlichkeiten unterwegs ist oder beruflich viel sexuellen Kontakt hat, ist es wichtig, weitere schnelle Lösungen für sich und andere parat zu haben.

Wenn es schnell gehen muss, bieten sich spezielle Tücher und Sprühmittel an, um die Infektionsgefahr zu verringern. Eine weitere gute Alternative sind spezielle Reinigungshandschuhe, die effektiv und praktisch eine Selbstreinigung ermöglichen.

Waschhandschuhe für unterwegs.
Quelle: Rosy Care

Die richtige Anlaufstelle für Safer-Sex-Artikel?

Gerade bei diesem sensiblen Thema ist es wichtig, eine Bezugsquelle zu haben, an die ihr euch vertrauensvoll wenden könnt. Die gezeigten Artikel wurden uns von Rosy Care für diesen und weitere Artikel zum Testen zur Verfügung gestellt und für euch gibt es zusätzlich ein kleines Willkommensgeschenk. Mit dem Code “ROSYFORYOU” erhaltet ihr einen Rabatt in Höhe von 5 Euro auf eure erste Bestellung. Hier geht es zu Rosy Care.


Das war Teil IV der Deviance-Serie über sexuell übertragbare Infektionen. Auch interessant:

STI und STD Teil I: Übertragungswege

STI und STD Teil II: Die häufigsten Geschlechtskrankheiten

STI und STD Teil III: Irrtümer und Klischees

STI und STD IV: Infektionsrisiken im BDSM