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BDSM-Dating und Corona: Worauf es zu achten gilt

Deutschland, April 2021. Das Corona-Virus hat uns seit über einem Jahr fest im Griff. Kontaktbeschränkungen, Teil-Lockdown, geschlossene Locations, keine Bars, Restaurants und Clubs. Im Idealfall bleibt man Zuhause, um weder sich noch andere dem erhöhten Risiko einer Ansteckung auszusetzen. Doch wenn es gar nicht mehr anders geht? Wenn der intensive Internetkontakt beziehungsweise dessen Möglichkeiten nicht mehr ausreichen? Wenn BDSM einfach fehlt? Was dann? Wir haben zusammen getragen, was ihr beachten solltet, wenn ihr aus euren individuellen Gründen heraus nicht mehr auf Zweisamkeit verzichten könnt.

Disclamer: Dieser Inhalt ersetzt keine ärztliche Beratung im Einzelfall. Kontaktiere im Zweifelsfall unbedingt einen Arzt.

Übertragung von Corona

Der Hauptübertragungsweg für SARS-CoV-2 ist die respiratorische Aufnahme virushaltiger Partikel. Diese kleinen Partikel, die in der Luft schweben, werden beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen ausgeschieden. Abhängig von der Partikelgröße wird zwischen Tröpfchen und Aerosolen unterschieden.

Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion im Umkreis von ein bis zwei Metern um eine infizierte Person herum erhöht. Je länger wir uns in kleinen, nicht oder schlecht belüfteten Räumen aufhalten, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns auch über eine größere Distanz hinweg anstecken können.

Das Coronavirus ist hartnäckig. Auch auf Oberflächen kann es teilweise mehrere Tage überleben. Werden diese Oberflächen wie beispielsweise Türklinken, Lichtschalter und so weiter dann berührt und die Hände geraten mit den eigenen Schleimhäuten in Kontakt, kann es ebenfalls zu einer Infektion kommen.

Grundsätzliche Corona-Sicherheitsmaßnahmen

Es hat gematched oder gefunkt, ihr habt miteinander gechattet. Vielleicht hattet ihr auch das ein oder andere coronasichere Videodate. Doch ein Ende von Corona ist nicht in Sicht und ihr wollt euch unbedingt trotzdem treffen. Für Sex mit Fremden oder häufig wechselnde Partner ist faktisch gerade ein sehr schlechter Zeitpunkt. Doch mit etwas Verantwortungsbewusstsein ist es trotzdem möglich, jemanden auch im realen Leben kennen zu lernen.

Verantwortungsbewusstsein nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere zu übernehmen, ist sexy. Das geht nur, wenn man sich den Risiken bewusst ist und diese dann auch durch entsprechende Vorkehrungen minimiert.

AHA (+L+A) -Formel 

Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Die AHA(+L+A)- Formel fasst die Regeln zusammen, die wir bereits in unserem gewöhnlichen Alltag berücksichtigen:

  • Abstand halten
  • Hygiene beachten
  • Alltagsmaske tragen (inzwischen ist das Tragen von FFP2 Masken empfohlen!)
  • Regelmäßig lüften
  • Corona-Warn-App nutzen

Das heißt also konkret, dass es durchaus möglich ist, eine Person bei einem Spaziergang live und in Farbe kennen zu lernen. Tragt hierzu Masken und haltet den Abstand entsprechend ein. Am besten trefft ihr euch an einem Ort, den ihr erreichen könnt, ohne öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wascht und desinfiziert euch regelmäßig die Hände. Ihr solltet beide die Warn-App installiert haben und nutzen (und das am besten nicht erst seit gestern). Wie bei jedem ersten Date solltet ihr nach Möglichkeit ein Cover haben und auch abgesehen von Corona auf eure Sicherheit achten.

Die Chemie stimmt – und jetzt?

Das Spazierdate war also ein Erfolg, jetzt habt ihr Lust auf mehr. Ihr wollt gerne das erste Mal zusammen spielen. Nach den üblichen Absprachen über eure Limits, Vorlieben und die Einvernehmlichkeit stehen wir in aktuellen Zeiten noch anderen Planungskriterien gegenüber.

Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit neuen Partnern ist auch außerhalb von Coronazeiten keine besonders gute Idee, denn abgesehen von SARS-CoV-2 gibt es noch eine Menge andere sexuell übertragbare Krankheiten. Doch wie hat man Safer Sex innerhalb der Pandemie?

Zunächst denken wir zurück an die Übertragungswege: Luft und Tröpfchen, wir erinnern uns. Was heißt das jetzt für Sex? Tatsächlich ist bisher kein Nachweis von SARS-CoV-2 im Sperma des Mannes oder in den Schleimhäuten der Vagina erfolgt. Auch in Urin, Prostatasekret und Sekret der Paraurethraldrüse (“Squirting”) wurden keine übertragungsfähigen Viren gefunden. Theoretisch ist also beim Penis-in-Vagina-Geschlechtsakt, Natursekt, Lecken und Fingern sowie Hand- oder Blowjobs eine geringe Ansteckungsgefahr gegeben.

Das Problem ist aber die Luft, die wir teilen, die Nähe zueinander und die Wahrscheinlichkeit, dass wir während dem Geschlechtsverkehr keine Maske tragen werden. Das heißt aber auch: Küssen ist die Übertragungsmöglichkeit schlechthin. Selbst als Latex Lover mit Liebe zu Masken haben wir das Nachsehen, denn nur mit einem abgeschlossenen Luftsystem, also eigener Sauerstoffflasche, würden wir uns völlig frei von Infektionsrisiken machen.

Fingern und Oralsex wären so gesehen auch möglich, aber auch hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass Speichel an die eigenen Finger und danach doch noch in Mund- oder Augenschleimhaut gerät, gegeben. Besondere Vorsicht ist bei Analsex oder Rimming geboten – denn in Stuhlkulturen war SARS-CoV-2 bereits nachweisbar und somit gilt Stuhl als Übertragungsmöglichkeit.

Für euer Date heißt das konkret:

  • Mindestens acht Tage, besser 14 Tage vor eurem Treffen solltet ihr euch in Isolation begeben.
  • Testen! Diese Möglichkeiten stehen euch zur Verfügung:
    • PCR-Tests: Sie dienen dem direkten Erregernachweis. Die Proben werden eingeschickt und in Laboren analysiert. Möglich sind die Tests bei Ärzten oder Testzentren, das Ergebnis erhaltet ihr nach ca. 24 Stunden.
    • PCR-Schnelltests: Diese Tests nutzen die gleiche Methode wie PCR-Tests, allerdings deutlich vereinfacht. Sie sind etwas ungenauer, benötigen dafür aber kein Labor.
    • Antigentests: Können Erregeranteile direkt nachweisen, müssen jedoch bestimmte Testkriterien erfüllen und von geschultem Personal durchgeführt werden.
    • Corona-Selbsttest: Der Selbsttest kann von Privatpersonen selbst durchgeführt werden. Er ist identisch mit dem Antigentest, nur kann das Material selbst entnommen und auf die Testkartusche aufgebracht werden.
    • Antikörpertests: Weisen eine abgelaufene Infektion nach, wenn der Körper bereits Antikörper gegen den Erreger gebildet hat. Dies sagt allerdings nichts darüber aus, ob die Betroffenen noch infektiös sind, wie lange die Infektion zurück liegt oder ob ein Immunschutz gegen eine erneute Infektion vorhanden ist.
  • Achtet wie schon erwähnt auf Safer Sex, sowie auf
  • Oberflächen- und Körperdesinfektion
  • Wenn möglich, nehmt sobald wie möglich die Impfung in Anspruch.

Wenn ihr diese Punkte berücksichtigt, ist das Risiko sich bei eurem Date zu infizieren oder eure möglicherweise bald neue Partnerperson selbst anzustecken, ziemlich gering.

Im Nachhinein doch positiv?

Falls ihr Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person hattet, solltet ihr euch zunächst beim Gesundheitsamt beziehungsweise unter der Telefonnummer des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes (116 117) darüber informieren, was jetzt zu tun ist. Es ist möglich, dass weitere Maßnahmen wie eine häusliche Quarantäne oder eine Testung erforderlich werden. Falls ihr aus anderen Gründen selbst positiv getestet werdet, informiert umgehend die Person, die ihr getroffen habt, damit auch diese Maßnahmen ergreifen kann um sich und ihr Umfeld zu schützen.


Weitere Informationen rund um SARS-CoV-2: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html;jsessionid=BE11874BBE633228374A057E11592AAF.internet081?nn=13490888#doc13776792bodyText2