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Topping from the bottom: Dein Befehl ist mir Wunsch

Was bedeutet topping from the bottom?

“Topping from the bottom” ist ein spezieller Ausdruck aus dem BDSM und bedeutet frei übersetzt ungefähr “beherrschen von unten” oder “von unten geführt”. Damit ist gemeint, dass eine Person, die sich unterwirft, die Aktionen der dominanten Person provoziert, kontrolliert oder steuert. Durch verschiedene Reize “von unten” ergeben sich die von dem oder der Bottom gewünschten Reaktionen. Bottom hat in diesem Kontext also zwei Bedeutungen: Einmal als Überbegriff für die Rolle der unten spielenden Person und einmal für den Status, von dem das “topping” ausgeht.

Wie kann topping from the Bottom aussehen?

Für eine:n Sub gibt es verschiedene Möglichkeiten eine:n Dom zu toppen. Manchmal passiert das auch ganz unbewusst. Genauso muss ein:e Top sich nicht automatisch in seiner oder ihrer Rolle untergraben fühlen.

Die Erfüllung der devoten Wünsche steht im Vordergrund

Idealerweise sprechen Top und Bottom immer wieder über ihre jeweiligen Wünsche. Es gibt Dom:mes, die zwar während des Spielens selbst den Ton angeben, jedoch stets jene Spielarten wählen, die Sub sich wünscht. Definiert man topping from the bottom so eng, könnte man fast sagen, dass BDSM immer von unten geführt wird. Denn beim einvernehmlichem Handeln passiert stets nur, was Sub auch will.

Jedoch kann es auch vorkommen, dass Top nur noch als Erfüllungshilfe der der devoten Wünsche und Befriedigung dient. Oft spricht man in der Szene dann von sogenannten “Wunschzettelsubs“, die einzig und allein ihre Phantasien in den Vordergrund stellen. Besonders bei SM im professionellen Dienstleistungsbereich tritt dieses Phänomen auf.

Bewusstes Fehlverhalten und Provokation

Damit ist gemeint, dass Sub mit voller Absicht einen Befehl nicht befolgt um bestraft zu werden. Im englischen spricht man von “funishment” (fun + punishment). Auch hier ist es schwierig topping from the bottom deutlich abzugrenzen. Denn im Grunde macht beim BDSM jede Bestrafung in gewisser Weise Spass. Wird ein Befehl jedoch nicht etwa aus Unaufmerksamkeit, sondern mit voller Absicht missachtet, ist das auf jeden Fall ein Versuch der Kontrolle von unten.

Auch Subs, die ihre Dom:mes provozieren können dadurch von unten toppen. Natürlich kommt es immer darauf an, inwiefern Top das zulässt. Aber gerade bewusstes Fehlverhalten lenkt die Session möglicherweise in eine bestimmte Richtung. Brats sind besonders gut darin mit ihren Gegenspieler:innen zu diskutieren oder sich zu sträuben. Treffen sie nicht auf eine durchsetzungsgewillte dominante Person oder eine:n Brat Tamer, übernehmen sie schnell indirekt die Führung.

Unbewusstes topping from the bottom

Manchmal passiert topping from the bottom aber auch ganz unauffällig. Nämlich, wenn ein Top sich in seinem Verhalten den Reaktionen des/der Sub anpasst. Beim Impact Play ist oft die Lautäußerung der geschlagenen Person ein Indikator. Bleibt ein Aufstöhnen oder Schrei aus, wird Dom:me eher fester zuschlagen. Werden Wimmern und Schreie lauter, wird Dom:me vielleicht sanfter oder findet bald ein Ende. Hier ergeben sich viele Möglichkeiten der bewussten und unbewussten Manipulation.

Auch indem ein:e Serf gewisse Dienste anbietet kann er oder sie das Geschehen kontrollieren. Einen Vorschlag zu machen, ist zwar noch keine Manipulation, aber es setzt dennoch einen Reiz. Genauso kann jedoch Top im Rahmen von Tease and Denial genau die Wünsche des oder der Sub verweigern.

Macht mich topping from the bottom zu einem oder einer schlechten Spieler:in?

Viele sehen es kritisch und als eine unerwünschte Störung des Machtgefälles, wenn Sub von unten toppt. Manche Dom:mes fühlen sich in ihrer Rolle angegriffen. Manche Subs wiederum ernten Kritik dafür, nicht absolut submissiv und gehorsam zu sein. Daher gibt es sogar ganze Anleitungen, topping from the bottom zu verhindern.

Die Grenzen zu konstruktivem, einvernehmlichen und bedürfnisorientiertem BDSM sind jedoch schwammig. Einen Wunsch zu äußern oder die Dominanz der Partnerperson hervor zu kitzeln macht dich noch nicht zu einem oder einer weniger devoten Sub. Genauso ist man nicht weniger dominant, weil man auf eben jene Bedürfnisse eingeht.

Letztendlich bleibt bei konsequenten, aufmerksamen Tops jeder Versuch von unten zu führen eben nur ein Versuch. Jedes BDSM-Verhältnis hat eine ganz eigene Dynamik. Wie sehr diese von unten bestimmt ist entscheidet ihr. Es gibt kein richtig oder falsch.